Werte Gemeinde,
Ich schreibe oft selbst Lieder und Gedichte für meinen Meister und meine Geschwister. Das hier sind einige davon...
Die Klage der Minnekönigin
Vom Fenster aus schaut sie herab, voll Wehmut scheint die Welt, Stille herrscht seit jenem Tag, und 's' weint das Himmelszelt. Schon lang verstummt der schöne Klang, die Lieder ohne Sinn, niemand hört mehr den Gesang der Minnekönigin. Einst sang sie wie die Nachtigall, wie's Rotkehlchen so schön, und mit dem Wind ließ sich ihr Schall in ferne Länder wehn. Tag um Tag, von nah und fern kam man nur für sie, um ein einz'ges Mal zu hör'n die süße Melodie. Eines Tages kam dorthin ein schöner Troubadour, er sah die Minnekönigin die in der Kutsche fuhr. Als Lieb von ihm Besitz ergriff, schwang er sich auf sein Ross, so sehr der Wind auch zog und pfiff, er ritt weiter zum Schloss. Als vor ihrer Tür er stand, so jung und voller Kraft, sang er von diesem schönen Land und seiner Leidenschaft: "Auf der Straße sah ich dich, mein Herz war gleich entbrannt! Bist so strahlend wie das Licht, habs so noch nie gekannt!" Von seinen Worten wohlgeführt, die Königin naht heran, und zärtlich lächelnd, so gerührt, kam ihre Antwort an: "Oh geliebter Troubadour, ich höre dein Gedicht, von solcher Liebe träumt' ich nur, erlebte sie noch nicht." Ihr Gemahl, der stolze Mann, hört' es wutentbrannt, ritt dem Feind nach im Gespann, der Troubadour verschwand. Man fand den Sänger voller Blut, den Tod fand er im Wald, getötet durch des Königs Wut, im Dunkel ungestalt. So wurd das Land ums Schloss herum so trostlos, kahl und grau, es bracht den schönen Sänger um der Mann der Sängersfrau. Während jeder Baum verdorrt, verstummen ihre Lieder, eingesperrt war sie im Hort und niemals sang sie wieder.
Das Mädchen und der Drache
Einst floss in einem schönen Tal, berührt von Sonn- und Mondenstrahl, ein klarer Bach voll kühlem Nass, an dem sehr gern ein Mädchen saß. Sie war bekannt im ganzen Land, Silberglanz wurd sie genannt, ihr Haar glänzt silberweiß im Licht, wie selbst der Schein der Sterne nicht. Mit Klängen sanft und hell und frei sie sang so manche Melodei, so kamen Wind- und Wasserrauschen, Sonn- und Mond um ihr zu lauschen, Phoenix, Einhorn, Elfenkind, kamen zu ihr ganz geschwind, zu hörn, wie sie von Schönheit sang, mit süßem Nachtigallenklang. Als verklungen war das Lied, das eitle Einhorn sich entschied, zu fragen, welches Fabeltier das Schönste wär, so gings zu ihr, doch das Lächeln auf ihrem Gesicht besagt:"Das Einhorn sicher nicht!" Als die Kund verbreitet ward, die Meng sich um das Mädchen schart, die schönsten Wesen dieser Welt, aus Wildnis, Städten, Berg und Feld, doch stets mit lächelndem Gesicht sagt sie:"Nein, du sicher nicht!" Doch eines Tages kam zu ihr ein schmutzig-braunes Drachentier und sagt:"Ich weiß, ich bin nicht schön, doch kam ich her, um dich zu sehn. Es schmerzt mich, mit all meinen Nöten, und hässlich dir vors Aug' zu treten, zu sehen, so ist es sicherlich, all die, die schöner sind als ich." Da sprach das Kind:"Oh Drachentier, du bist gewiss der Schönste hier!" Alle Anderen war'n empört, hatten sie da recht gehört? Da lief das Kind zum Flusse hin, und tränkte seine Schürz darin, sie kam zurück, um dann mit raschen Händen des Drachen Kopf zu waschen, und darunter kam hervor, wie Licht durch ein geöffnet Tor, sobald von Dreck und Schmutz befreit, ein silbrig-glänzend Schuppenkleid. Der Drache nahm ein Bad im Fluss, und kam heraus, oh welch Genuss, gehüllt in silberweißes Licht, so hell wie Mond und Sterne nicht. Das Mädchen lachte:"Könnt Ihr's seh'n? Der Drache ist doch wunderschön!" Auch diese Kund verbreitet sich geschwind, nicht nur schön, auch weise ist das Kind.
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